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1. Charakterbilder aus Europa - S. 23

1891 - Leipzig : Hinrichs
Schwedens Eigentümlichkeiten. 23 die Seen auf. Die Zahl derselben ist so groß, daß sie nur noch von der des finnischen Landes übertroffen wird; sie nehmen mehr als den achten Teil des ganzen Gebietes von Schweden ein. Immer liegen sie inmitten des meilenlangen Waldes, still und heimlich, verlassen und einsam wie ein totes Meer. An den Rändern wächst stets Rohr und Schilf. Selten erblickt man an einem solchen See ein Haus, niemals ein Segel, das die blaue Flut belebt. Vergebens wartet man auf den Gesang der Vögel, die Natur ist hier immer schweigsam, selbst das geschwätzige Murmeln der Quellen fehlt oder verklingt ungehört in der un- ermeßlichen Waldwüste. Doch hat auch der schwedische Wald eine Erscheinung, welche diese düstere Natur verklärt und ver- schönt, und das ist nichts weiter als eine bescheidene Blume. Es ist das einfache Weidenröschen (Epilobium) mit seinen roten, leuchtenden Blüten. Wohin man auch blickt, überall leuchtet die rote Blüte entgegen. Sie ist dem Schweden der Vertreter der ganzen Blumenwelt, er ehrt sie hoch, indem er sie ein- fach „die Blume" nennt. — 6) In diese stille, starre, scheinbar unbezwingliche Natur ist nun der Mensch getreten und hat sich ein Heim geschaffen. Zuerst hat er sich da angesiedelt, wo der Wald ein lund, kein skog war. Aber er hat sich dann auch mitten in dem unheimlichen skog niedergelassen und als Pionier der Kultur den Unhold angegriffen. Noch jetzt lassen sich Hun- derte von Ansiedlern in den einsamen Wäldern nieder und dringen immer weiter vor, den Wald schrittweise bezwingend, ihn rodend und der Kultur öffnend. Die Bäume werden gefällt, oder das Feuer verzehrt sie, die dichte Pflanzendecke wird mit dem Spaten abgestochen, getrocknet und angezündet. Dann erst folgt die schwerste Arbeit: es ist der Felswald auszuroden. Hier ge- nügt nicht mehr Spaten und Axt, Sprengungen durch Pulver sind erforderlich und unsägliche, jahrelange Arbeit, bis endlich das Getrümmer entfernt, der Boden gereinigt und eine Acker- krume geschaffen ist, in welche die Saat gestreut werden kann. 11. Der Götakanal. a) Geschichtliches, b) Trollhättakanal. c) Trollhättafälle. ^ a) Der große Götakanal verbindet mit Hilfe zahlreicher ^een die Nordsee mit der Ostsee, Gotenburg mit Stockholm.

2. Charakterbilder aus Europa - S. 24

1891 - Leipzig : Hinrichs
24 Der Götakanal. Dieses Riesenwerk, würdig, den größten Kanalbauten unserer Zeit an die Seite gestellt zu werden, nicht so sehr wegen seiner Länge als wegen der ungeheuren Schwierigkeiten (natürlicher, finanzieller und sogar politischer Art), unter denen es zustande gekommen. Schon in früheren Jahrhunderten begonnen, aber erst 1808 ernstlich in Angriff genommen, ward dieses Meister- werk 1832 vollendet. Sämtliche Seen Südschwedens sind seit- her an dieser herrlichen Wasserstraße aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, die sie zu einem Geschmeide vereinigt, — b) Die erste *) Strecke des Götakanals, der auch die drei größten schwe- dischen Binnenseen, den Wener-, Wetter- und Mälarsee, sich seinen Zwecken dienstbar gemacht hat, bildet der Trollhätta- Kanal, in seiner Art der merkwürdigste und kühnste von allen. Er dient dazu, um die Trollhättasälle2) zu vermeiden, und besitzt nicht weniger als elf Schleusen, ebensoviel? Meisterwerke der neueren Wasserbaukunst. Es ist ein erstaunlicher Anblick, an manchen Stellen dieser eigentümlichen Wasserstraße die Schiffe gleich rüstigen Bergsteigern langsam an steilen Ab- hängen förmlich hinauf- und hinabklettern zu sehen. Da es übrigens volle zwei Stunden dauert, bis das Schiff auf dieser wahren Riesen-Felsenleiter den Wasserberg erklommen hat, so benutzten die Reisenden gewöhnlich die so gewonnene Zeit, um den Weg zu den Trollhüttasällen zu Fuß einzuschlagen. — c) Mußten wir eben die Geschicklichkeit und Ausdauer des Menschengeistes bewundern, so bietet uns jetzt die Natur ein ewig schönes Bild. Die Trollhättasälle unterscheiden sich von anderen Wasserfällen wesentlich dadurch, daß sie nicht „aus einem Gusse gegossen" sind, sondern sich ans vier Absätze ver- teilen und dadurch wohl an Großartigkeit zurückstehen, nicht aber an Schönheit, denn das Schauspiel wird dadurch um so ungewöhnlicher, packender, da das Auge durch die vielen schönen Stellen, die sich demselben in den verschiedenartigsten Richtungen darbieten, nicht so schnell ermüdet und das Ganze nicht so bald eintönig zu finden geneigt ist. Die Felsenspitzen, welche den Wasserfall teils umgeben, teils aus demselben her- vorragen, und die Nadelholzwaldungen auf diesen Klippen tragen wesentlich dazu bei, das Ergreisende der herabstürzenden, von Gotenburg aus gerechnet. 2) Trollhätta d, i. Teufelshut.

3. Charakterbilder aus Europa - S. 25

1891 - Leipzig : Hinrichs
Stockholm. 25 ungeheuren Wassermassen, der weißschäumenden, pfeilschnellen Wogen und der sie umhüllenden Wasserstaubwolken zu erhöhen. Gedicht „Der Wenersee" und „der Wettersee" von ?h. Fontane. 18. Stockholms. a) Lage, b) Inneres, c) Vorstadt Södermalm. a) Eine Menge von Felseninseln, nur selten mit soviel Dammerde bedeckt, um einige verkümmerte Birken oder niedrige Rottannen zu erhalten, umsäumt die ostschwedische Küste. Ein verschlungenes Labyrinth von breiten oder schmalen Sunden, voll Klippen und Untiesen, durchfurcht dieses Insel-Gewirr, und nur erfahrene Lotsen dürfen es wagen, durch jen.e gefährlichen Meeresräume zu steuern. So werden diese Inselgruppen gleich- zeitig zu der wichtigsten Schutzwehr von der Meerseite für die schwedische Hauptstadt Stockholm. So unbestritten diese jederzeit für die am prachtvollsten gelegene Stadt des nördlichen Europa erkannt wurde, ebenso unstatthaft erscheint eine Ver- gleichung derselben mit andern, durch ihre Lage berühmten, süd- lichen Hauptstädten; denn Stockholm ist weit vom Meere abge- legen, von zwei großen Binnenseen umgeben, und die hohe See ist wegen der Schären-Inseln nirgends zu erblicken. Diese und andere Entbehrungen sind indes nicht vermögend, diesem „Auge von Schweden" seinen völlig eigentümlichen Reiz zu entziehen. Ausgebreitet vor der Mündung eines langen Thüles, dessen Grundfläche der inselreiche Mälar-See erfüllt, und an der Ver- einigung dieses Süßwassers mit dem Salzsee, welcher durch die Schären-Sunde wieder mit dem Meere sich verbindet, liegt die innere Altstadt auf mehreren Jnfeln, während die zwei andern Hauptteile der Stadt längs den Bergen terrassenförmig emporsteigen. Mehrere tiefe Buchten treten aus den Seen weit in das Land hinein und verstärken die reizende Mannig- faltigkeit der Stadtlage sowie deren Umgebung. — fo) Stock- holm ist keine Stadt prachtvoller Kirchen und Paläste wie ihre veuetiauische Schwester, denn sie besitzt nur in dem Residenz- schlosse einen würdigen Vertreter der Baukunst. Dieses erhebt sich über alle Teile der Stadt sichtbar im slorentinischen Bau- *) — Sundinsel.

4. Charakterbilder aus Europa - S. 34

1891 - Leipzig : Hinrichs
34 Island. dagegen seine Gaben an nutzbaren Mineralien sehr dürftig und karg. — g) Die Wirkungen des unterirdischen Feuers zeigen sich auch durch die unzähligen warmen und heißen Quellen, die an hundert verschiedenen Orten am Fuße der Berge hervor- sprudeln. Unter diesen gehören der große Geysir und der Strokkr nicht nur zu den Sehenswürdigkeiten Islands, sondern in ihrer Art zu den Hauptmerkwürdigkeiten der Welt. Schon aus der Ferne verkündigen sich diese warmen Quellen und Kochbrunnen durch leichte, weiße, über den Boden hinziehende Dämpfe oder kräftigere Rauchsäulen, die wolkenartig empor- wirbeln. Ein starkes Donnern geht dem riesigen Ausbruche voran, das Wasser im Becken schlägt hohe Wellen und wirbelt umher, in der Mitte erheben sich gewaltige Dampfblasen, und in feinen, blendend weißen Staub gelöst, schießt ein etwa 30 m hoher Wasserstrahl, dem bald ein zweiter und dritter folgt, unter entsetzlichem Gebranse in die Lüfte. Größere und kleinere Strahlen verbreiten sich nun in allen Richtungen, einige seit- wärts sprühend, andere senkrecht emporschießend, ungeheuere Dampfwolken wälzen sich über einander; nur noch ein Stoß, ein dumpfer Schlag aus der Tiefe, dem ein spitziger, alle an- deren an Höhe überragender Strahl nachfolgt, und die ganze Erscheinung stürzt nach einigen Minuten wie eine geisterhafte Traumgestalt in sich zusammen. Gedichte „Island" von Gaudy. „Abschied von Island" von Heinzelmann. Iii. Rußland, l. Rußland« Weltstellung. a) Günstige Lage, b) Einheit des Glaubens und der Sprache, c) Einförmigkeit des Landes. a) Rußland ist eine Landmacht und beherrscht von einem Mittelpunkte aus halb Europa und ein Drittel von Asien. Es hat durch seine Landkriege die gerade Richtung nach den Küsten und Strommündungen genommen; die Levante ist i) Jtal. = Gegend, wo die Sonne sich erhebt (levare — se lever), Osten.

5. Charakterbilder aus Europa - S. 27

1891 - Leipzig : Hinrichs
Dänemarks Natur. 27 die sanften Uferhügel mit frischer Bewaldung bewirken manch' freundliches Landschaftsbild. Im Innern von Jutland be- deckt ein Höhenrücken mit welliger Oberfläche das Land. Sein Boden ist mehr sandig, vermag aber stellenweise noch schöne Eichenwälder zu tragen, sowie Felder üo:t Buchweizen. Hafer und Roggen. Gipfel von 109 m Höhe sind in diesem Zuge nicht selten. Nach W. zu wird das ganz flache Land immer unfruchtbarer. Die ganze Westküste stellt eine der ansgepräg- testen Dünenküsten Europas dar und wird an furchtbarer Ode wohl nur von der französischen Küste zwischen Bordeaux und Bayonne erreicht. Eine tote, starre, über alle Beschreibung trostlose Kette von schneeweißen Sandhügeln zieht sich die Küste entlang. Die Dünen, oft in drei Reihen parallel neben einan- der angeordnet, haben Thäler und Schluchten und sind hin und wieder mit dürftigem Strandhafer bewachsen. Mit Recht führt sie daher den Namen der „eisernen Küste", denn jedes Schiff, welches auf diese Sandbänke gerät, ist unrettbar verloren und in kürzester Zeit im Sande begraben. Auf einer Strecke von 50 M. findet sich kein leidlicher Hafen, keine nennenswerte An- sied.'lung. Endlich ist dem ganzen Lande im äußersten Norden die völlig wüste Sandnase, das sturmumwütete „Skagens^) Horn", aufgesetzt, wo nicht einmal ein Grashalm mehr wächst und der Wind den Sand bald regellos zusammenwirft und herumwirbelt. Hier auf dem jütischen Sande scheint die Natur zu ersterben wie auf den sibirischen Tundren. — b) Einen scharfen Gegensatz zu Jütland bilden die dänischen Inseln, die mit ihren goldenen Fluren, grünen Wiesen, sonnigen Höhen und schattigen Wäldern. Zaubergärten gleich, ans den Wellen der Ostsee schwimmen. Grüne Hügel und üppige Wiesengründe wechseln mit reichen Getreidefeldern ab; Städte und Dörfer sind selten und dann gewöhnlich hinter dichtem Laubholz verborgen. Weit häufiger sieht man einzelne Gehöfte, die Sitze bäuerlicher Un- abhängigkeit. Der Hauptschmuck des Landes sind aber die Wälder. Sie bestehen durchgehends aus Buchen, und dieser Baum wächst nicht, wie in unseren Hochländern, in einem ein- zelnen Stamme schlank empor, sondern vielstämmig treibt er aus der gemeinsamen Wurzel seine Kronen. Die Forsten, die der größte Reichtum der Inseln sind, dehnen sich viele Meilen *) — Vorgebirge.

6. Charakterbilder aus Europa - S. 28

1891 - Leipzig : Hinrichs
28 Kopenhagen. weit aus; ihr Dunkel wird dann und wann durch lichte Wiesen- gründe unterbrochen, auf welchen läutende Herden der benach- karten Gehöfte weiden. Vortreffliche Landstraßen durchkreuzen die Inseln in verschiedenen Richtungen und verknüpfen die Ortschaften. Ein mäßiger Wohlstand unter dem Landvolke ist allgemein. 14. Koptnhagcn. a) Lage, b) Der Neumarkt, c) Die Friedrichstadt, d) Die Bibliothek, e) Die Museen. a) Die geographische Lage Kopenhagens ^), dieses „Riesenhauptes auf dem Zwergkörper"2), wird uns am deut- lichsteu durch einen Vergleich mit Konstantinopel. Die Ver- Hältnisse am dänischen Sunde gleichen in gewissem Grade denen am thrakischen Bosporus. Wie hier im N. die große Skandi- navische Halbinsel, so wendet sich dort im S. Kleinasien dem Hauptkörper des europäischen Kontinents zu, aus welchem hier die Cimbrische Halbinsel (Jütland), dort der thrakische Chersones hervorgreift. Die Ostsee mit ihren weitverzweigten Armen und Flüssen (Oder, Weichsel, Newa u. a.) erinnert an das Becken des Schwarzen Meeres mit seinen großen Armen und Strömen (Donau, Duiepr, Don u. a.). Konstantinopel ist an dem schönsten Hasen des Bosporus, am „goldenen Horn", ans- geblüht wie Kopenhagen an dem besten Naturhafen des Ore- sundes. Wie am Bosporus, so erstand auch am Sunde eine bedeutende, politische Macht, und es bildete sich ein staatlicher Mittelpunkt, ein mächtiger Herrschersitz. — b) In keiner Haupt- stadt kann der Fremde fick so leicht zurecht finden, wie in Kopenhagen. Ihr wahrer Mittelpunkt ist der Königs-Neu- markt, unzweifelhaft einer der schönsten Plätze aller Haupt- städte Europas. Hier liegt das Theater, das königliche Schloß Charlottenburg, wo Thorwaldsen wohnte, sein Atelier und die Akademie der Künste sich befindet. Hier münden nicht weniger als zwölf Straßen, darunter die belebtesten der Stadt. — c) Der 1) — Kjöbenhavn oder Kaufmannshafen. 2) Allerdings erscheint K. für den kleinen Staat zu groß, denn die übrigen Städte des Landes haben zusammen nicht viel mehr Ein- wohner als K. allein.

7. Charakterbilder aus Europa - S. 37

1891 - Leipzig : Hinrichs
Finnland. 37 Fischreichtum aussterben. Der Nutzen, den die überreiche Wasser- bedecknng Finnlands dem Lande bringt, ist ein geringer. Die wegen ihrer Wasserstürze schwer schiffbaren Flüsse wirken durch das Herabslößen reicher Waldschätze und durch etwas Getreide- Transport in nur geringem Maße auf den Handel ein. — c) Die Wälder und Sümpfe besitzen einen unermeßlichen Reich- tum an Beeren der schönsten und wohlschmeckendsten Arten; ihre bunten Farben verleihen der Landschaft mit ihrer trüben Ein- tönigkeit oft einen freundlicheren Anstrich. Da wachsen die Erd- beere, die Himbeere, die rote und blaue Heidelbeere; hoch im N. duftet die Zwerg- oder nordische Himbeere mit ihren rosen- roten Blumenblättern und ihren purpurnen Früchtchen. Auf dunklem Moosgrunde belebt der Zwergbrombeerstrauch mit seinen rotgelben Beeren die fahlen Farben öder Niederungen, und wo sich Sümpfe strecken, da verdeckt die Moosbeere mit ihren immer- grünen Blättchen und zahllosen, weiß und rot gesprenkelten Beeren ihre Häßlichkeit. 3. Die Krim. a) Das Steppengebiet, b) Das Bergland, c) Die Südküste. a) Die Krim*) hat die Form eines auf die Spitze gestellten Vierecks. Der N. ist Steppengebiet. Dieser Teil der Halb- insel war in frühester Zeit Meeresboden, wofür seine Beschaffen- heit Beweise genug darbietet. Der deutlichste liegt in den zahl- reichen Salzseen, die nichts anderes sind als die zurückgebliebenen Reste des abfließenden Seewassers. Sie haben von jeher durch die großen Massen Salz, welche sich allsommerlich infolge der Verdunstung des Waffers auf dem flachen Boden derselben an- setzen, den Hauptreichtum des Landes ausgemacht. — b) Süd- lich der Steppe beginnt das taurische^) Bergland, welches sich sanft nach N. zu abdacht, steil zum Meere abfällt und mit präch- tigen Waldungen bedeckt ist. Die reich bewässerten, fruchtbaren Thäler dieses Gebirgslaudes, die höhlenreichen Berggipfel bieten eine Fülle von Naturschönheiten und Fernsichten, um die sie die Nach dem Orte Kremnoi, Krym — Felsenort, Festung. 2) Im Altertum Taurien — Land der Stiere (in den zahlreichen Steppen).

8. Charakterbilder aus Europa - S. 30

1891 - Leipzig : Hinrichs
30 Die Färber. lich ist selbst die künstliche Verbindung eine sehr spärliche. Denn nur zehnmal jährlich verkehren die Dampfer zwischen Dänemark und Island, und diese Postschiffe landen dann auch an jenen Eilanden mit dem eigentümlich treppenförmigen Aufbau, ihren wohlthuend grünen Abhängen. Von den Terrassen gehört die obere den Schafen, d. i. den Schätzen der Färinger (der erste Bericht über die Inselgruppe erzählt von großen Herden wilder Schafe). Der Baumwuchs ist gleich Null. Früher seien Wälder dagewesen, behauptet die Sage (ähnlich wie in Island). Doch gedeihen Kartoffeln und Gerste; auch laben sich die Färinger an selbstgewonnenen Johannisbeeren. Das Klima ist eben ein ziemlich mildes; Schnee bleibt selten lange liegen. Aber der Regen! Kaum hundert regenlose Tage zählen die Inseln. — Die Gruppe besteht aus siebenzehn vulkanischen Jnselchen, die zusammen fast genau Vso Islands darstellen; die Volksdichtigkeit ist auf den Färöer eine dreizehnmal stärkere als auf Island. Immerhin hat der Färinger noch weit genug zum Nachbar. Denn wenn auch die Juseln, die früher nur von einzelnen Ge- Höften besetzt waren, gegenwärtig etliche Ortschaften aufweisen, so müssen doch die Bewohner allenthalben mit großen Ent- fernuugen rechnen. 41 Kirchen zählt man, aber nur sieben Pfarrer; auf einer Insel z. B. stehen sieben Kirchen, die von einem Pfarrer bedient werden, und dieser läßt jeweilen die Leute durch Boten zusammenrufen. — Tb) Auf den Reisenden machen die Färinger einen höchst vorteilhaften Eindruck. Nichts von Schwerfälligkeit oder Starrheit. Die Tracht der Männer ist nicht unmalerisch; sie tragen derbe Wollenjacken, Kniehosen und wollene Strümpfe, Schaflederschuhe, die aus einem Stück ge- fertigt sind. Im Gürtel steckt das dolchartige, für die Fischerei unentbehrliche Messer. Die Häuser gewähren einen freundlichen Anblick. Auffallend ist die Holzbauart — in einem Lande, das keine Bäume erzeugt! Das Holz kommt aus Skandinavien herüber zu äußerst billigen Preisen. Die Bedachung der Ge- bäude besteht aus Rasen, auf welchem nicht selten Schafe und Ziegen weiden. Das einzige Steinhans auf den Färöer steht in der „Hauptstadt" Thorshaven; es ist das „Schloß" des Gouverneurs. — Die Färinger treiben neben der Schafzucht hauptsächlich Fischfang. Auf ihren Zügen werden die kühnen Fischer nicht selten weit verschlagen. Die Jagd gilt besonders dem Dorsch und einer Delphinart, dem „Grind". Dieser ist

9. Charakterbilder aus Europa - S. 39

1891 - Leipzig : Hinrichs
Der Ural. 39 eine Ausdehnung von 350 M. Er ist fast das einzige ans- gebildete Meridiangebirge der Alten Welt. Nach W. hin füllt der größere Teil des Zuges sehr allmählich zu den vorliegen- den, niedrigen Hügelketten ab. Nach der asiatischen Seite hin ist freilich der Abhang steiler. Hier erscheint das Gebirge zer- klüfteter; aus dem schmalen, begleitenden Hügelsaum erheben sich einzelne Berge wie losgerissene Trümmer des Hauptzuges. Trotz seiner leichten Übersteigbarkeit bildet der Ural dennoch eine wahre Naturscheide der beiden Erdteile. Bis zum West- lichen Abhang breiten sich die reichen Laubwälder Rußlands ans; aber weder die Eiche, die noch am s. Ural vorkommt, noch die weiter nach N. vordringende Linde überschreiten das Gebirge, an dessen Ostfuße die unermeßlichen Tannenwälder und weiter s. die Steppenlandschaften Sibiriens beginnen. — b) Der sog. waldreiche oder südliche Ural besteht aus mehreren, durch ziemlich breite Thäler geschiedene Parallelketten. Dieser Teil des Gebirges, nur in seinen w. Vorketten erzreich, ist die Heimat der Baschkiren, welche jetzt allmählich zum seß- haften Leben übergehen. Die s. Zweige zeigen noch vielfach Steppencharakter mit den im Sommer vollkommen austrocknen- den Flüssen, erst n. des Jrsmel beginnen die Westabhänge als Wasserscheide Wolken und Regen anzuziehen und sich mit Wald zu bedecken. — e) An den waldreichen Ural schließt sich der erzreiche oder mittlere Ural, wesentlich niedriger als die beiden äußeren Abschnitte des Gebirges. Bei der Schmalheit und ge- ringen Höhe der Ketten bietet die Übersteigung des Gebirges in diesem mittleren Teile auch keine Schwierigkeit. Der Gebirgs- charakter tritt hier gänzlich zurück. Dieser Teil des Ural ist wegen seines großen Erzreichtnms von den Russen zuerst be- siedelt worden; die finnische Urbevölkerung hat hier ganz und gar den neuen Ansiedlern Platz gemacht. Zuerst beachtete man die großen Eisenstein-Lagerstätten; russische Schmiede, hier an- gesiedelt und von Peter d. Gr. mit ausgedehnten Waldflächen beschenkt, haben hier ungeheure Reichtümer erworben. Bald aber wurden auch Erzlager anderer Art entdeckt, und deutsche Bergleute legten die ersten Kupfer- und Silbergruben an. Katharinenburg, 1780 gegründet, hatte bis fast zur Gegenwart ein deutsches Gepräge. In unserem Jahrhundert erhielt der Bergwerksbetrieb einen neuen Aufschwung durch die Entdeckung der Goldseisen am Ostfuß des Gebirges. Im Jahre 1822

10. Charakterbilder aus Europa - S. 32

1891 - Leipzig : Hinrichs
32 Island. (man kennt z. B. auch die Sage von Erlkönigs Töchtern, vom trefflichen Schützen, das Motiv der Gudrun), nirgends sprudelt der Quell echter Volksdichtung so stark und rein wie auf den Färöer. Diese Inseln erscheinen geradezu als die auserwählten Bewahrerinnen der ältesten germanischen Poesie. 16. Island. a) Gestalt und Charakter, b) Flüsse, c) Gletscher, d) Flora, e) Fauna, t) Vulkane, g) Geysire. a) Am Rande des nördlichen Polarkreises und ungefähr in der Länge von Ferro liegt Island *), die zweitgrößte Insel Europas, denn sie steht nur hinter Großbritannien zurück und deckt etwa so viel Raum wie Baiern, Würtemberg und Baden zusammen. Hohe, mit ewigem Schnee und Gletschermassen be- deckte Gebirge, die über Nebel und Wolken dem Seefahrer schon aus der Ferne entgegenleuchten, haben zur Entdeckung dieses Landes Veranlassung gegeben. Die eigentümlichen Gegensätze in der Natur dieser Insel, auf welcher das Feuer der Unter- Welt mit dem Eise des Poles im Kampfe liegt, wo siedend heiße Quellen unter ewigem Schnee hervorspringen, eine ver- nichtende Hitze und eine erstarrende Kälte mit dem Menschen um die Herrschast ringen, machen Island zu einem der merk- würdigsten Länder unserer Erdhälfte. Die Insel bildet ein flach gewölbtes, doch wellenförmig gestaltetes, meist von der See steil aufsteigendes Hochland, ihre Küste ist, mit Ausnahme der Süd- seite, von größeren Meerbusen und unzähligen schmäleren Fjor- den, die sich nicht selten wie Landseen zwischen die Gebirge er- strecken, vielfach zerschnitten. An der Ostküfte bilden hohe, mit ewigem Eise bedeckte Vulkane, die von Zeit zu Zeit ihre Thätig- keit erneuern, den merkwürdigsten, aber auch zugleich unzugäng- lichsten Teil der Insel. — b) Von der Hochebene in der Mitte der Insel ergießen sich nach allen Seiten der Küste hin zahl- reiche Flüsse, die, durch schmelzende Gletschergewölbe vornehm- lich im Sommer ernährt, milchtrübe Wasfermaffen zum Meere hinwälzen. Bei großer Breite ist ihr Lauf mitunter sehr kurz, ]) — Eisland, von den Normannen wegen des vielen Treibeises so benannt.
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